U-Bahn Bretter…

Letztens am Abend, ich bin unterwegs ins Lokal. Vor mir auf der Rolltreppe ist diese Frau, ein wahrer Männertraum. Lange dunkle Haare, die in Locken gelegt sind, High Heels und ein hautenges schwarzes Minnikleid, an einem recht kurvigen Körper. Schöne Kurven und ein echt üppiger Hintern, aber so auf die Art, wie es die meisten Männer recht gerne mögen. Und es ist lustig zu zusehen, wie auch einige ins Stocken kommen und über ihre eigenen Füße fallen, bei dem Anblick. Ich stehe ein wenig enfernt und betrachte das Spektakel . Zwei kommen, mit Iros am Kopf und Bierdosen in der Hand. Sie bleiben stehen. Der eine pufft den anderen in die Seite um ihn aufmerksam zu machen, und sagt etwas zu ihm, was ich nicht hören kann, aber ich kann es mir ungefähr denken.  Und sie steht da mit dieser Aura, die einen Bannkreis um sie schlägt. Scheinbar so, als würde sie all den Trubel, der um sie entsteht nicht bemerken. Für so ein Outfit, an einem solchen Körper, braucht man auch ein wenig schauspielerisches Talent. Das ist so als würde man sich auf eine Bühne stellen, und einen Scheinwerfer auf sich richten. Larger than Life quasi aufs Hirn tätowiert Und ich finde sie macht das ganz großartig. Wie sie da steht. Auf den U Bahnsteigen, die unsere Welt bedeuten.

Einkaufstaschen

Ich steuere meine obligatorische Bank an, in der U Bahn Station Schottenring, und als ich mich setzten will, seh ich eine alte Dame, die mit zwei Sackerln sichtlich aufgelöst daher kommt. Ihre Blicke begehrlich auf den freien Sitzplatz geheftet. Also lasse ich es bleiben und stelle mich daneben hin. Obwohl ich versucht habe, es zu vertuschen, hat sie gemerkt, dass ich mich eigentlich setzten wollte, und lässt sich schnaufend nieder. Wir schauen uns an und sie beginnt mir die Geschichte zu erzählen, warum sie sich denn da jetzt so abschleppen muß. Ganz hab ich es nicht verstanden, auf jeden Fall aber, war ihr Mann unglücklich darin involviert. Er trägt die Hauptverantwortung, dass sie jetzt diese zwei schweren Sackerl tragen muß. „Des hot eh ka Gwicht, hot a gsogt.“ Dann drängt sie mich doch mal zu probieren, um mich zu überzeugen und ich muß das Sackerl probeweise hoch heben, damit ich ihr bestätige, dass es wirklich viel zu schwer ist. Sie zeigt mir ihre Einkäufe. Ich pflichte bei: „Ja wirklich, alleine die zwei Liter Milch, das sind ja schon zwei Kilo.“ Wir reden noch ein bißchen, und ich schlage eine von diesen Zieheinkaufstaschen vor, aber die sind ganz unpraktisch, sagt sie. Und ich fühle, dass von ihr viel Gutes zu mir strömt. Sie hat ganz eisblaue Augen, aber in denen sitzt viel Humor. Dieser typische Humor, den ich bisher vorallem in den Augen älterer Frauen bemerkt habe. Augen die ein ganzes Leben gesehen haben, denen so schnell keiner was vormachen kann, und die keine Angst mehr haben. Die fest verwurzelt sind in der Realität.

Frühling

Es ist Mittagspause und ich gehe im Praterpark spazieren. Ich gehe meine übliche Runde, wie immer, wie jeden Tag. Den gleichen Weg. Warum ich immer den gleichen Weg gehe, weiß ich eigentlich gar nicht. Und die Blätter über mir sind grün. Und da kommt einer auf seinem Fahrrad. Er hat eine von diesen Jogging Hosen an und eine dicke, silberne Kette um den Hals. Er blickt sich suchend um und reckt den Hals, damit er den ganzen Umkreis sieht. Senioren und ein Pärchen, und naja, ich. Und ich weiß schon was er da treibt, mit dem Rad herum fahren und Girls abchecken… Es ist ja ganz frischer Frühling. Und er fährt ein bißchen stumm neben mir her und dann sagt er mit der typischen harten Intonation, also so, wie Erkan und Stefan sprechen: „Hallo, wo gehst du hin!“ Und ich denke mir: „Maaah, bitte!  Muß das sein, ich hab Mittagspause.“ Aber was soll ich schon groß machen, und ich versuche halbwegs freundlich zu antworten. Und er fragt so dies und das: Wo ich denn arbeite? Und was ich da so mache, und ob er mich ins Büro bringen darf?  Und ob ich eigentlich einen Freund hab, und ob ich wirklich, wirklich 40 Stunden arbeite? Und ich merke, dass er noch ganz jung ist. Und ich frage ihn was er denn so macht. „Ja, ich geh in die Schule, aber meistens schwänze ich, wenn ich nimmer will!“, sagt er, mit einer kindlichen Aufrichtigkeit. Ich schaue ihm in die Augen und frage ihn wie alt er denn ist, und komme mir bei der Frage vor, wie seine böse Oberlehrerin. Und er sagt: „Neunzehn“. Ich sag: „Ah, okay“. Mmmmhhh. „Ich bin neunundzwanzig.“ Er sagt: „Boah, da bist du ja zehn Jahre älter als ich.“ „Ja“. Wir schweigen. Anstandsmäßig  radelt er noch ein paar Meter neben mir her, dann sagt er: „Äh, ich muß da jetzt abbiegen.“ :-)

Eric Clapton und Satan

Gestern im Lokal. Da kommt dieser Musiker nach dem Konzert  zu mir und sagt: „Hey wülst du mit uns mit kommen, wir mochen no  a bissi Party, ganz auf gmütlich, a bissi Eric Clapton Dvd schaun und ein bissl wos nehman…Gonz easy.“ Und zuerst denke ich: „Juchhuuu! Drogen!“ Und dann denke ich, „Eric Clapton, Hä? Warum Eric Clapton?.“ Und dann fällt mir der Film wieder ein, den ich vor kurzem geschaut hab „Jennifers Body“,  wo diese Band dem Satan eine Jungfrau opfern will, damit sie ihren Durchbruch schaffen. Und sie ist aber keine Jungfrau mehr und wird zum Dämon und frisst Leute. Und ich denke: “ Naja, man weiß ja nie.“ Und ich sage: „Nein, Danke. Ich weiß es echt zu schätzen. Aber Danke, nein. Aber euch noch einen schönen Abend.“  Das hat ihn dann beleidigt und er war sauer und dann auch dahin.

Schlägerei

Wiedermal beim U Bahn fahren. Da bricht dieser Streit los. Und zwei Typen fangen eine Schlägerei an. Und sie schreien und es kracht. Und ich verkrampfe mich am ganzen Körper. Und ich weiß ich sollte jetzt etwas tun, irgendwie einschreiten oder so. Aber ich bleibe sitzen und  schäme mich, dass ich so feig bin. Und ich sehe nicht genau was vorgeht, weil ich mit dem Rücken zu ihnen sitze, aber bei jedem Geräusch, kralle ich mich fester in meine Tasche. Und mir gegenüber sitzt ein Mann um die 60. So einer, den man an einem Würschtelstandl finden könnte. Und er strahlt eine unglaubliche Ruhe aus. Und er schaut mich an und sagt: „Brauchst di net fürchtn, jetzt haun sa sie a bissl, und nocha vertrong sa sie wieda.“ Und er sagt es, als wüßte er, wovon er redet.

Ein unmoralisches Angebot auf wienerisch

Es ist ganz spät, oder früh morgens, je nach dem. Und da treffe ich diesen Mann in der U Bahn. Ein bißchen wie Stefan Weber hat er ausgeschaut und einen Hut hat er aufgehabt. Er hat mir erzählt, dass er Zuhälter ist. Und dann hat er in seine Jacke gegriffen und Unmengen von Geldscheinen zu Tage befördert. Und dann hat er gesagt: „Wos kosts bei dia? Wüvü wüst hom?“. Und ich hab das Angebot dankend abgelehnt. Und da ist er richtig zornig geworden. „Du glaubst woi, du bist wos bessas“, hat er gesagt. Und ich habe Nein gesagt, und die Leute in der U Bahn haben gebannt zugehört, bei unserem wunderbaren Dialog. Und er sagt: „Du schaust a bissi aus wie die Greta Garbo“ und da erschrickt er selbst, über die netten Worte und fügt schnell hinzu: „oba  noch da zehnten Kinderlähmung.“ :-D