Ich steuere meine obligatorische Bank an, in der U Bahn Station Schottenring, und als ich mich setzten will, seh ich eine alte Dame, die mit zwei Sackerln sichtlich aufgelöst daher kommt. Ihre Blicke begehrlich auf den freien Sitzplatz geheftet. Also lasse ich es bleiben und stelle mich daneben hin. Obwohl ich versucht habe, es zu vertuschen, hat sie gemerkt, dass ich mich eigentlich setzten wollte, und lässt sich schnaufend nieder. Wir schauen uns an und sie beginnt mir die Geschichte zu erzählen, warum sie sich denn da jetzt so abschleppen muß. Ganz hab ich es nicht verstanden, auf jeden Fall aber, war ihr Mann unglücklich darin involviert. Er trägt die Hauptverantwortung, dass sie jetzt diese zwei schweren Sackerl tragen muß. „Des hot eh ka Gwicht, hot a gsogt.“ Dann drängt sie mich doch mal zu probieren, um mich zu überzeugen und ich muß das Sackerl probeweise hoch heben, damit ich ihr bestätige, dass es wirklich viel zu schwer ist. Sie zeigt mir ihre Einkäufe. Ich pflichte bei: „Ja wirklich, alleine die zwei Liter Milch, das sind ja schon zwei Kilo.“ Wir reden noch ein bißchen, und ich schlage eine von diesen Zieheinkaufstaschen vor, aber die sind ganz unpraktisch, sagt sie. Und ich fühle, dass von ihr viel Gutes zu mir strömt. Sie hat ganz eisblaue Augen, aber in denen sitzt viel Humor. Dieser typische Humor, den ich bisher vorallem in den Augen älterer Frauen bemerkt habe. Augen die ein ganzes Leben gesehen haben, denen so schnell keiner was vormachen kann, und die keine Angst mehr haben. Die fest verwurzelt sind in der Realität.