Wenn man mit der U Bahn fährt, sieht man all die vielen Menschen. Man sieht wie ihre Brust sich hebt und senkt beim Atmen. Derselbe Atem, der in sie alle hineinströmt. Und ich sehe da dieses Mädchen sitzen und sie hört Musik, und sie lächelt und ich weiß sie erinnert sich an die letzte Nacht, als ihr der Eine so schöne Worte gesagt hat. Und da ist dieser Mann dessen Knie zittert und der unruhig wird, weil die U Bahn solange in der Station stehen bleibt, und schon beginnt er zu murmeln, weil er zu spät dran ist und die Angst ihm im Nacken sitzt. Und die verliebten Teenager: unter seiner Haut zieht eine zarte Röte auf, weil es so schön ist ihre Hand zu halten. Und das alte Ehepaar wo beide wissen, dass bald einer von ihnen gehen muß. Und der Sandler, der lebt wie ein Vorwurf an uns alle, dass wir darin versagt haben, ihm zu helfen. Weil wir alle besessen sind von unserer eigenen Wichtigkeit. Es ist ein Alptraum der vom Ego kommt so wichtig zu sein. Die Welt tut so als wäre es ein Traum, aber das stimmt nicht. Es ist der grauenvollste Alptraum überhaupt. Die Mutter aller Alpträume. Alles was du tust ist wichtig. Alles ist wichtig. Jeder deiner Schritte hat Bedeutung. Du musst alles richtig machen, denn machst du es falsch ist alles verloren. Das ist doch ganz furchtbar. Aber das ist nicht die Wahrheit, denn in Wahrheit haben vor mir ganz viele Menschen überall auf der Welt zu allen Zeiten gelebt. Sie waren glücklich, unglücklich oder ängstlich, sie haben es gut und schlecht gemacht. Ich habe darin keine Bedeutung. Und dann löst der Knoten sich, und ich kann sehen, dass da noch etwas Anderes ist. Und ich sehe die schlimmen Knöchel der alten Frau, die vor mir die Treppe hochsteigt, sie sind knorrig und tun sicher weh. Und ich frage mich, warum muß es denn so sein. Warum muß es denn so sein. Und dann denke ich an die Worte, dass das Leben so kurz ist, dass es in Wahrheit, in Wirklichkeit schon vorbei ist. Eigentlich. Und dass wir alle gemeinsam dorthin gehen. Und all das ist Jammern auf hohem Niveau, wie ein Freund von mir sagen würde. Und er hat recht. Und man sollte doch etwas tun und man sollte doch politsch sein und aktiv. Und ich würde gerne mithelfen, aber ich weiß nicht wie, und ich weiß nicht wo. Und da ist immer nur dieser Satz in meinem Gehirn der sagt: „Ich wünschte ich hätte genug Liebe, damit nie wieder jemand leiden muß.“ Aber ich weiß auch, dass das keinen Sinn ergibt.