Schlägerei

Wiedermal beim U Bahn fahren. Da bricht dieser Streit los. Und zwei Typen fangen eine Schlägerei an. Und sie schreien und es kracht. Und ich verkrampfe mich am ganzen Körper. Und ich weiß ich sollte jetzt etwas tun, irgendwie einschreiten oder so. Aber ich bleibe sitzen und  schäme mich, dass ich so feig bin. Und ich sehe nicht genau was vorgeht, weil ich mit dem Rücken zu ihnen sitze, aber bei jedem Geräusch, kralle ich mich fester in meine Tasche. Und mir gegenüber sitzt ein Mann um die 60. So einer, den man an einem Würschtelstandl finden könnte. Und er strahlt eine unglaubliche Ruhe aus. Und er schaut mich an und sagt: „Brauchst di net fürchtn, jetzt haun sa sie a bissl, und nocha vertrong sa sie wieda.“ Und er sagt es, als wüßte er, wovon er redet.

Ein unmoralisches Angebot auf wienerisch

Es ist ganz spät, oder früh morgens, je nach dem. Und da treffe ich diesen Mann in der U Bahn. Ein bißchen wie Stefan Weber hat er ausgeschaut und einen Hut hat er aufgehabt. Er hat mir erzählt, dass er Zuhälter ist. Und dann hat er in seine Jacke gegriffen und Unmengen von Geldscheinen zu Tage befördert. Und dann hat er gesagt: „Wos kosts bei dia? Wüvü wüst hom?“. Und ich hab das Angebot dankend abgelehnt. Und da ist er richtig zornig geworden. „Du glaubst woi, du bist wos bessas“, hat er gesagt. Und ich habe Nein gesagt, und die Leute in der U Bahn haben gebannt zugehört, bei unserem wunderbaren Dialog. Und er sagt: „Du schaust a bissi aus wie die Greta Garbo“ und da erschrickt er selbst, über die netten Worte und fügt schnell hinzu: „oba  noch da zehnten Kinderlähmung.“ :-D

Die Menschen enden vor der Stirn. Durch Konzentration kannst du ihnen nahe sein, nicht durch das Aufschwemmen des Ichs, nicht indem du sie in dir selbst suchst.

U-Bahn fahren…

Wenn man mit der U Bahn fährt, sieht man all die vielen Menschen. Man sieht wie ihre Brust sich hebt und senkt beim Atmen. Derselbe Atem, der in sie alle hineinströmt. Und ich sehe da dieses Mädchen sitzen und sie hört Musik, und sie lächelt und ich weiß sie erinnert sich an die letzte Nacht, als ihr der Eine so schöne Worte gesagt hat. Und da ist dieser Mann dessen Knie zittert und der unruhig wird, weil die U Bahn solange in der Station stehen bleibt, und schon beginnt er zu murmeln, weil er zu spät dran ist und die Angst ihm im Nacken sitzt. Und die verliebten Teenager: unter seiner Haut zieht eine zarte Röte auf, weil es so schön ist ihre Hand zu halten. Und das alte Ehepaar wo beide wissen, dass bald einer von ihnen gehen muß. Und der Sandler, der lebt wie ein Vorwurf an uns alle, dass wir darin versagt haben, ihm zu helfen. Weil wir alle besessen sind von unserer eigenen Wichtigkeit. Es ist ein Alptraum der vom Ego kommt so wichtig zu sein. Die Welt tut so als wäre es ein Traum, aber das stimmt nicht. Es ist der grauenvollste Alptraum überhaupt. Die Mutter aller Alpträume. Alles was du tust ist wichtig. Alles ist wichtig. Jeder deiner Schritte hat Bedeutung. Du musst alles richtig machen, denn machst du es falsch ist alles verloren. Das ist doch ganz furchtbar. Aber das ist nicht die Wahrheit, denn in Wahrheit haben vor mir ganz viele Menschen überall auf der Welt zu allen Zeiten  gelebt. Sie waren glücklich, unglücklich oder ängstlich, sie haben es gut und schlecht gemacht. Ich habe darin keine Bedeutung. Und dann löst der Knoten sich, und ich kann sehen, dass da noch etwas Anderes ist. Und ich sehe die schlimmen Knöchel der alten Frau, die vor mir die Treppe hochsteigt, sie sind knorrig und tun sicher weh. Und ich frage mich, warum muß es denn so sein. Warum muß es denn so sein. Und dann denke ich an die Worte, dass das Leben so kurz ist, dass es in Wahrheit, in Wirklichkeit schon vorbei ist. Eigentlich. Und dass wir alle gemeinsam dorthin gehen. Und all das ist Jammern auf hohem Niveau, wie ein Freund von mir sagen würde. Und er hat recht. Und man sollte doch etwas tun und man sollte doch politsch sein und aktiv. Und ich würde gerne mithelfen, aber ich weiß nicht wie, und ich weiß nicht wo. Und da ist immer nur dieser Satz in meinem Gehirn der sagt: „Ich wünschte ich hätte genug Liebe, damit nie wieder jemand leiden muß.“ Aber ich weiß auch, dass das keinen Sinn ergibt.

Ich gebe alles zurück was nicht mir gehört,
und nichts gehört mir,
und dennoch: bin ich Teil von allem.

"Mehr sehen, mehr erleben – Hd Fernsehen auf Vox"

 Unsere Werbungen sprechen von einer Sehnsucht nach Lebendigkeit. Nach innerer Freude, nach Sinnlichkeit. Das volle Leben. Wir wünschen uns sosehr, endlich ganz zu sein und zu leben, so richtig. In die leeren Hülsen die die Industrie produziert, wird unsere Sehnsucht nach Leben eingefüllt. Zuerst wird der Mensch, der Stille entfremdet…er wird mit Worten, Gedanken und Taten angefüllt. Er verliert den Blick für die Ganzheit. Er wird beschränkt in seinem Ausdruck, und lernt essen vom Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen. Je tiefer es ihn trifft, desto mehr fügt er sich in die Zäune, umso freiwilliger gräbt er sich die Dornen ins Fleisch um das Böse einzusperren, es soll nur nicht mehr nach Außen dringen um niemandem, niemandem zu schaden. Und das Dunkle schwärt weiter in ihm, ohne sein Wissen, und wird böse auf ihn, und die anderen. Umso kühler wird es in ihm und umso fester Wachsen die Zäune in sein Fleisch, starr, und nur nicht hinsehen, und bitte, bitte nicht so böse sein. Wir werden blass und schmal im Gesicht, und gönnen uns nichts mehr und versuchen zu lieben, und fragen uns warum wir nicht strömen können? Und dann treibt die Sehnsucht uns um und wir versuchen unseren Hunger zu stillen mit den bunten Angeboten der Werbung. Wenn wir uns doch selbst nur nicht in diese Enge zwängen würden, wenn wir das Korsett unserer Sitten doch ersetzen könnten, durch eine wahre Führung zum Guten, eine sanfte Hilfe zum Gutsein.
 

Wir werden solange besiegt, bis wir aufhören sein zu wollen, was wir nicht sind. Das ist die einzige Lektion die uns das Leben beibringen will. Wir müssen wir selbst werden.

Merkwürdig mit einem Baumax – Kuli über Gefühle zu schreiben. Schweiß ist wenn Muskeln weinen, aber das ist Hornbach. Ein Kunstwerk ist die Kristallisation von Eindrücken. Es ist Konzentration auf einen Punkt. Ich wünschte ich könnte sagen, was ich fühle, aber ich kann es meistens nur andere für mich sagen lassen. Zitate. Ich will meine Gefühle auch in einem Punkt ausdrücken. Die sind so schön, die sollte man herzeigen können. Ausstellen. Ein Gefühlsmuseum. Alle Achtung, ich eröffne ein Gefühlsmuseum.

Im Scheitern liegt eine gewisse Schönheit. Scheitern zerbricht die starre Form die wir sein wollten.